1. Villa „Goldschmied“
2. Talmudschule
3. Jüdisches Viertel
4. Ehemaliger Standort der Synagoge (zum Video)
5. Haus de Weinhändlers Lipschitz
6. Haus des Weinhändlers Tauber (VINATRIUM)
7. Haus des Weinhändlers Spiegel
8. Bürgerhaus der Unternehmerfamilie „Schiff & Söhne“
9. Carl Goldmark Museum „Goldmarkhaus“
10. Denkmal zur Erinnerung an die Judengemeinde von Zelem
11. Rabbinerhaus
12. Jüdischer Friedhof (zum Video)
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In der jüdischen Welt ist Deutschkreutz unter dem hebräischen Namen
„Zelem“ besser bekannt. Diesen Namen gab sich die jüdische Gemeinde
offensichtlich, um den Wortteil „Kreutz“ im Gemeindenamen zu vermeiden. Die
jüdische Gemeinde Deutschkreutz gründete sich 1671, nachdem die von Kaiser
Leopold I. vertriebenen österreichischen und ungarischen Juden und Jüdinnen
die Rückkehrerlaubnis erhalten hatten. 1676 erwarb Paul Esterházy die
Herrschaft Deutschkreutz und stellte der jüdischen Gemeinde einen
Schutzbrief aus. Die jüdische Bevölkerungszahl nahm bis zur Mitte des 19.
Jahrhunderts konstant zu. Mit 1.230 jüdischen EinwohnerInnen – fast 38% der
Gesamtbevölkerung – erreichte sie 1857 den Höchststand. Seit dem zweiten
Drittel des 19. Jahrhunderts nahm ihre Zahl wegen Abwanderungsbewegungen
jedoch ab. Im Jahr 1934 lebten in Deutschkreutz noch 433 Juden und Jüdinnen.
Ursprünglich in der Neugasse am Rand des Ortes in Schlossnähe angesiedelt,
verlagerte sich das jüdische Wohnviertel später ins Zentrum entlang der
Hauptstraße. Neben den für das jüdische Gemeindewesen notwendigen
Einrichtungen einer Synagoge, eines rituellen Tauchbades (Mikwa) und einem
Friedhof, bestand im Ort auch eine über die Grenzen hinweg bekannte
Talmudschule (Jeschiva). Die Deutschkreutzer Jeschiva war international hoch
angesehen. Hier genossen orthodoxe Studenten aus ganz Mitteleuropa eine
traditionell-jüdische Ausbildung. In Deutschkreutz wirkte der bekannte
Rabbiner Menachem Katz-Proßnitz (1795-1891), ein Schüler des im 19.
Jahrhundert führenden orthodoxen Rabbiners Chatam Sofer. Unter den
Persönlichkeiten des Ortes ist der Komponist Carl Goldmark (1830-1915) zu
erwähnen, der hier Teile seiner Kindheit verbrachte. Heute ist im ehemaligen
Wohnhaus das Carl Goldmark Museum untergebracht.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurden bis Ende März 1938
die Juden und Jüdinnen unter Drohungen gezwungen den Ort zu verlassen und in
Bussen zwangsweise nach Wien verbracht. Nach der Vertreibung wurde das
jüdische Viertel fast völlig zerstört, die Synagoge devastiert und im Jahr
1941 gesprengt. Grabsteine des verwüsteten jüdischen Friedhofes verwendete
man gegen Kriegsende zum Bau des „Ostwalls“. 158 Deutschkreutzer Juden und
Jüdinnen gelang die Flucht in die Emigration, 81 kamen im Holocaust um, von
weiteren 181 ist der Verbleib nicht bekannt.
Kurze Beschreibung des Rundganges
Der Rundgang beginnt bei der Villa Goldschmied in der Hauptstraße Nr. 70.
Im Hof unterhielt die Familie Goldschmied ein geräumiges Quartier für
Studenten der Talmudschule (Bocherim). Durch die gegenüberliegende Postgasse
gelangt man in die Reitschulgasse. Auf Höhe Nr. 10 stand ein Haus der
Talmudschule. An der Kreuzung Reitschulgasse / Tempelgasse verlief einst die
Grenze zwischen den Juden- und Christenhäusern. Links (zur Hauptstraße) lag
das jüdische Viertel, wobei dieser Teil der heutigen Tempelgasse damals
schmäler war. Auf Tempelgasse Nr. 2 war das Areal der Synagoge, die im
Februar 1941 von den Nazis gesprengt wurde. In dem schmalen Gässchen
unterhalb des Tempelplatzes befinden wir uns mitten im einst ganz eng
verbauten jüdischen Viertel. Das Gässchen mündet in die Mittelgasse, eine
Verbindung zwischen Hauptstraße und Langegasse. Blickt man hinunter zur
Langegasse, fällt ein quer zur Mittelgasse stehendes Haus auf. Bis 1938 war
es im Eigentum des Weinhändlers Lipschitz. Im Garten dieses Gehöftes wurden
die Laubhüttenfeste gefeiert. Zurück auf der Hauptstraße („Judengasse“)
sieht man das VINATRIUM, das bis 1924 der Weinhändlerfamilie Tauber gehörte,
ehe es von der Witwe der Gemeinde Deutschkreutz für die Errichtung einer
Bürger- bzw. Hauptschule verkauft wurde. Seit 1995 befindet sich hier die
Gebietsvinothek des „Blaufränkischlandes“, die mittlerweile durch den Erwerb
des niedrigeren Nachbarhauses, bis 1938 im Besitz des Weinhändlers Lazar
Spiegel, erweitert wurde. Der nächste markante Punkt des Rundganges ist das
Denkmal zur Erinnerung an die ehemalige Judengemeinde von Zelem, das 2012
auf Initiative von KR Michael Feyer aus Wien errichtet wurde. Es steht vor
zwei steinernen Zeugen aus jüdischer Zeit, dem Bürgerhaus der
Unternehmerfamilie „Schiff & Söhne“ (Nr. 52) und dem „Goldmarkhaus“ (Nr.
54). Auf der Hauptstraße Nr. 67 befand sich das Rabbinerhaus. Geht man die
Hauptstraße weiter und biegt in die Friedhofgasse ein, kommt man nach ca.
200 m zum jüdischen Friedhof, der unmittelbar nach dem christlichen Friedhof
auf der linken Seite liegt.
Entlehnung des Schlüssels zum jüdischen Friedhof: Beim
Polizei-Posten oder im Gemeindeamt | +43 (0)2613 80203-0
Virtuelle Rekonstruktion der Synagoge Deutschkreutz:
publik.tuwien.ac.at/files/PubDat_242531.pdf
Carl Goldmark Museum
Im Jahr 1980 wurde das Haus, in dem Goldmark die Jahre 1834 bis 1844 verbrachte, von der Gemeinde angekauft und darin das Museum errichtet, das dem Leben und Wirken Carl Goldmarks (1830-1915) gewidmet ist.
Virtueller Rundgang durch das Museum:
Panorama I
Panorama II
Panorama III
Kurzbiografie zu Carl Goldmark
A-7301 Deutschkreutz, Hauptstraße 54
Öffnungszeiten des Museums:
Während der Öffnungszeiten der Buchhandlung „das
Lesezeichen“ im Carl Goldmark Haus | Tel.: +43 (0)2613 20140
Während der Öffnungszeiten des
Tourismusbüros Deutschkreutz | Tel.: +43 (0)2613 20200
Während der Öffnungszeiten der
Gebietsvinothek
| Tel.: +43 (0)2613 89768
ist eine Besichtigung jederzeit möglich.
Außerhalb nur gegen telefonische Voranmeldung
beim Tourismusbüro Deutschkreutz Tel.: +43 (0)2613 20200 oder
bei der Gebietsvinothek Tel.: +43 (0)2613 89768
Persönliche Führungen:
Prof. Dr. Adalbert Putz
Tel.: +43 (0)2613 80402
E-Mail: adalbert.putz@aon.at
Misrachi Österreich
Seit einigen Jahren bemüht sich Misrachi Österreich um die Aufarbeitung
und Rekonstruktion der zerstörten Gräber des jüdischen Friedhofes und der
jüdischen Geschichte von Deutschkreutz (Zelem).
[1] Braimeier, Bernhard: Virtuelle Rekonstruktion der Synagoge
in Deutschkreutz. Dipl. Arbeit an der Technischen Universität Wien.
Wien 2015.
Publikation Online
[2] Lang, Alfred / Tobler, Barbara / Tschögl, Gert (Hg.): Vertrieben.
Erinnerungen burgenländischer Juden und Jüdinnen. Wien 2004.
[3] Magnus, Naama G.: Auf verwehten Spuren. Das jüdische Erbe im
Burgenland. Teil 1 Nord- und Mittelburgenland. Wien 2013.
[4] Putz, Adalbert: Zelem – Zentrum jüdischer Kultur. In: Schneller,
Franz (Hg.): Deutschkreutz. Deutschkreutz 1995, S. 173-179.
[5] Reiss, Johannes (Hg.): Aus den Sieben Gemeinden. Ein Lesebuch über
Juden im Burgenland. Eisenstadt [1997].
[6] Spitzer, Shlomo: Die jüdische Gemeinde von Deutschkreutz.
Wien/Köln/Weimar 1995.
Alle Interviews: Dr. Adalbert Putz, 2020.
Kamera und Ton: Justin Ramon Kodnar
Schnitt: Justin Ramon Kodnar, Michael Schreiber
Website Gestaltung und Betreuung: Gert Tschögl
Die Videos wurden von der Burgenländischen Forschungsgesellschaft im Rahmen der Europäischen Tage der Jüdischen Kultur 2020 produziert.
Medienkooperation:
noviglas.online | Hrvatski akademski klub – HAK – Kroatischer akademischer Klub