Zurndorf
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Fritz Spiegl wurde am 27. Jänner 1926 in Zurndorf geboren. Seine Eltern Rudolf und Josefine hatten eine Sodawasserfabrik in Zurndorf. Daneben betrieb der Vater auch einen Landmaschinenhandel. Im Elternhaus wurden nur die hohen jüdischen Feiertage gehalten. Fritz besuchte die evangelische Volksschule und danach das Realgymnasium in Eisenstadt. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im März 1938 wurde der Vater verhaftet, im Anhaltelager Frauenkirchen eingesperrt und später nach Wien überstellt. Die Sodawasserfabrik wurde beschlagnahmt und das Haus durchsucht; die Familie Spiegl wurde aller Gebrauchs- und Wertgegenstände beraubt und gezwungen, Zurndorf zu verlassen. Bei einer Tante in Wien fanden sie Zuflucht. Im Sommer 1938 wurde der Vater entlassen, in der Pogromnacht im November erneut verhaftet, aber wieder entlassen. Der Mutter gelang es im Frühjahr 1939, Fritz und seine Schwester Hanny auf Kindertransporten nach England unterzubringen. Seine Eltern, denen die Flucht nach Bolivien gelang, sollte Fritz erst im Jahr 1951 wieder sehen. In England wurde er im Haus von David Margesson, einem Staatssekretär im Kabinett Chamberlains, aufgenommen. Nach dem Besuch einer Privatschule begann er seine berufliche Laufbahn bei einer Londoner Werbefirma, interessierte sich aber dann für Musik. Er brachte sich selbst das Flötenspielen bei, immatrikulierte an der Royal Academy of Music in London und wurde innerhalb kürzester Zeit Erster Flötist im Liverpool Philharmonic Orchestra, eine Stellung, die er 15 Jahre lang innehatte. Er war jedoch vielfältig interessiert. So gründete er etwa ein Bläserorchester und war einer der Komponisten der Kennmelodie der in Großbritannien in den 1960er und 1970er Jahren äußerst populären Polizeiserie "Z Cars". In der Royal Albert Hall brachte er ein Konzert für "Kraftfahrzeug und Orchester" zur Aufführung, an dessen Höhepunkt Lord Montague of Beaulieu mit seinem Oldtimer auf die Bühne fuhr. In Liverpool organisierte er alljährlich die parodistische Konzertreihe "Nuts in May". Mit diesen Aktivitäten half er mit, neues und junges Publikum in die Konzertsäle zu bringen. Es gelang ihm auch, die verschollene Partitur der einzigen Oper, die in Liverpool spielt, aufzufinden: "Emilia di Liverpool" von Gaetano Donizetti. Für die BBC moderierte er Musiksendungen wie "Music for Pleasure" und "Start the Week". Daneben war er Autor zahlreicher populärmusikwissenschaftlicher Werke wie »Music through the Looking Glass«, "The Lives, Wives and Loves of the Great Composers" oder "MuSick Notes: A Medical Songbook". Er scheute sich auch nicht, in Büchern wie »The Joy of Words. A Bedside Book for English Lovers« oder "Lern Yourself Scouse" mit spitzbübischem Humor populäre Themen aufzugreifen. Sein Faible für die englische Sprache kommt in dem Buch "Keep Taking the Tabloids. What the Papers Say and How They Say It", einem Angriff auf den Jargon und die Klischees der britischen Zeitungen, zum Ausdruck. Dieser Thematik widmete er sich auch in seiner regelmäßigen Kolumne »Usage and Abusage« im »Daily Telegraph«. Das Buch "Contradictionary: Of Confusibles, Lookalikes and Soundalikes" erschien posthum 2003. Fritz Spiegl bewohnte in Liverpool ein eindrucksvolles Haus mit einer imposanten Sammlung an Bibeln und alten Musikinstrumenten sowie Antiquitäten, Bildern und Büchern. Das Haus diente auch als Drehort für die vor Jahren für das Fernsehen produzierte Serie "Forsyte Saga". Fritz Spiegl verstarb im Frühjahr 2003 in Liverpool.
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Andy Spiegl wurde 1919 in Ungarn geboren. Sein Vater stammte aus Zurndorf und war Prokurist bei der Landmaschinenfabrik Kühne in Mosonmagyaróvár, wo Andy zur Welt kam und die Familie bis 1923 lebte. 1923 zogen seine Eltern nach Zurndorf. Andy besuchte dort die Volksschule und später die Hauptschule in Bruck an der Leitha. Im Gemischtwarengeschäft seiner Tante in Zurndorf lernte er den Beruf des Einzelhandelskaufmannes. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im März 1938 wurde er mit seinem Vater ins Gemeindeamt beordert und musste dort zusehen, wie sein Vater von zwei Gestapo-Männern schwer misshandelt wurde. Einige Monate später wurden sie gezwungen, gemeinsam mit der Mutter und den zwei Schwestern Zurndorf zu verlassen. Sie flüchteten nach Wien, wo sie in Untermiete wohnten. In Wien begann Andy für Freunde und Bekannte Visa und Ausreisepapiere zu besorgen. Auch für seine Familie konnte er die nötigen Papiere organisieren. Seiner älteren Schwester gelang es als Dienstmädchen nach England einzureisen, die restliche Familie konnte über Bremerhaven nach New York fliehen. Dank einer reichen Unternehmerfamilie, die ihm und seiner Familie die schriftliche Bürgschaft für die Einreise ausstellte, gelang die Flucht in die USA. Bald darauf begann Andy in Los Angeles in einem Hotel als Hilfskoch zu arbeiten. Nach einigen Jahren lernte er seine Frau Liese kennen. Gemeinsam bauten sie ein Gemischtwarengeschäft auf. Nach erfolgreicher Tätigkeit als Verkaufsmanager einer Zulieferungsfirma für die Elektro- und Luftfahrtsindustrie machte sich Andy Spiegl selbstständig. Mit Innovationen im Sektor Transport- und Lagertechnik für die Industrie und die Post baute er einen Betrieb mit mehreren Standorten in den USA auf. Nach seiner Pensionierung begannen er und seine Frau sich für die "City of Hope", ein Forschungs- und Behandlungszentrum für Krebs und Diabetes, zu engagieren und Wohltätigkeitsveranstaltungen zu organisieren.Andy Spiegl verstarb im September 2017 in Los Angeles.