Parndorf
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Jonny Moser wurde 1925 als zweites Kind von Josef und Katharina Moser geboren. Sein Vater, Gemischtwarenhändler in Parndorf, trat 1919 vom Katholizismus zum Judentum über, seine Mutter, geborene Neufeld, stammte aus einem religiösen jüdischen Elternhaus. Nach drei Jahren Besuch der kroatischen Volksschule in Parndorf wurde Jonny von seinem Vater in die deutschsprachige Volksschule nach Bruck an der Leitha geschickt. In diesem Ort besuchte er auch die Hauptschule. Wenige Wochen nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Österreich wurden er und seine Familie zur Gendarmerie gebracht und bei Mörbisch über die Grenze nach Ungarn getrieben. Nach mehrmaligen Abschiebungen seitens der ungarischen und der deutschen Behörden kamen sie wieder nach Parndorf. Nach der Reichspogromnacht im November 1938 musste die Familie nach Wien fliehen. Im August 1939 wurde der Vater verhaftet, da er Anzeige gegen die "Ariseure" seines Geschäftes erstattet hatte. Durch das persönliche Betreiben des bis Herbst 1938 in Eisenstadt und später in Wien tätigen Gestapo-Beamten Koch, der nach der Anzeige von Jonnys Vater eine genauere Untersuchung des Falles wegen seiner persönlichen Verstrickung vermeiden wollte, wurde der Vater nach Ungarn abgeschoben. Mit der Mutter und seiner Schwester Hermine folgte Jonny im Oktober 1940 nach, aber ohne Papiere. Da sie jedoch ein "affidavit" für die USA erhalten hatten, brauchten sie offizielle Dokumente, meldeten sich bei den Behörden, wurden verhaftet und in ungarische Internierungslager gebracht. Nach der Besetzung Ungarns durch Deutschland im März 1944 begannen die Deportationen der ungarischen Juden nach Auschwitz. Jonny Moser und seine Familie kamen in ein Zwischenlager bei Budapest. Glücklichen Umständen verdankten sie es, dass sie im August 1944 freigelassen wurden. Jonny wurde dem schwedischen Diplomaten Raoul Wallenberg vorgestellt, der durch das Ausstellen von schwedischen Schutzpässen viele ungarische Juden vor der Deportation retten konnte. Jonny war für Wallenberg als Botengänger, Übersetzer und Assistent tätig. Nach der Befreiung Budapests ging die Familie im Juni 1945 zurück nach Österreich. In Wien holte Jonny die Matura nach und begann Chemie und Physik zu studieren, setzte aber nach dem Tod seiner Eltern das Studium nicht fort. Er ging in die Politik und wurde Bezirksrat für die SPÖ in Wien. Später nahm er das Studium der Geschichte auf, promovierte 1963 und wurde Vorstandsmitglied und Mitarbeiter im Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, sowie Autor zahlreicher Artikel und Studien. Jonny Moser verstarb 2011 in Wien.